Dem Wahrzeichen ein Denkmal

Volker Wartmann

Mietermagazin 1+2/03

Besitzer eines eigenen Plattenbaus sein – Cord Woywodt macht“s möglich. Er hat kürzlich Bastelbogen auf den Markt gebracht, mit denen man zwei der populärsten Plattenbautypen der ehemaligen DDR im Maßstab von 1:400 originalgetreu aus Pappe nachbauen kann: für 4,90 Euro das Modell WBS 70/11 mit 11 Geschossen, für 3,90 Euro das Doppelhochhaus WHH GT 18/21 mit 18 beziehungsweise 21 Geschossen (WBS steht übrigens für Wohnbauserie, WHH für Wohnhochbaus). »Mit Schere, Klebestift und etwas Geschick lässt sich ein Plattenhochhaus innerhalb einer Stunde zusammenbauen« sagt »Faltplatten«-Erfinder Woywodt. Die erste Auflage von 1000 »Faltplatten« hat er innerhalb weniger Wochen verkauft, mittlerweile ist die zweite Auflage mit weiteren 2000 vierfarbig gedruckten Exemplaren auf dem Markt. »Plattenbau ist Kult« so Woywodt, 38jähriger Architekt und wohnhaft in Berlin-Mitte. Mit der »Faltplatte« habe er »,einem der Wahrzeichen der DDR ein kleines Denkmal setzen wollen« erläutert Woywodt. Er meint: »Mit den Plattenbauten sollte sensibler umgegangen werden, als sie einfach nur abzureißen, so wie es derzeit in vielen Städten im Rahmen des so genannten Stadtumbaus 0st geschieht.« Der derzeitige Altbaumieter Woywodt »kann sich übrigens sehr gut vorstellen, selbst in einem Plattenbau zu wohnen, wenn es weit genug oben ist.« Ursprünglich sei die Erfindung der »Faltplatte« »lediglich als kleines Kunstprojekt« gedacht gewesen, so Woywodt. Auf die Idee, Plattenbauten mittels Bastelbogen nachzubauen, kam er, weil ihn »Bastelbögen seit seiner Kindheit begeistern«. Jetzt, wo sich mit dieser Idee »überraschend sogar ein kleiner kommerzieller Erfolg« einstellt, legt Woywodt nach: Anfang dieses Jahres will er sein Sortiment erweitern und den Palast der Republik als Bastelbogen auf den Markt bringen. Die »Faltplatten« werden mittlerweile bundesweit in Architektur-Buchhandlungen und Geschenkartikel-Läden verkauft.
Volker Wartmann